Die Chorgarderobe
Text: Claudius Aust / Bartel Wesarg

1.         Ob sie kleidet Rock und Hose;
schön wie eine Herbstzeitlose,
rosa Röcke hier als Clou.
Wenn die Schnallen hinten drücken,
uns die Frau’n von vorn entzücken:
Die Musik tut nichts dazu.

2.         Ob ein wohlgeformter Busen
schaukelt hinter Rüschenblusen
hin und her in einem Nu,
oder ob uns zur Begierde
reicht ein Gürtel schon als Zierde:
Die Musik tut nichts dazu.

3.         Ob sie wälzen Kataloge
für die nächste Chorgarderobe
ohne Rast und ohne Ruh,
ob vom Schneider messen lassen
oder von der Stange fassen:
Die Musik tut nichts dazu.

4.         Ob sich eng’, ob weite Kragen
mit dem bunten Tuch vertragen
wie sich Ochs verträgt mit Kuh,
oder ob im schlichten Leinen
uns die Weiber holder scheinen:
Die Musik tut nichts dazu.

5.         Ob das Weiß macht noch viel blasser,
ob die Töne klingen krasser,
hört ja eh’ kein Schneider zu.
Ob die Knöpfe links geknotet
oder mittig ausgelotet:
Die Musik tut nichts dazu.

6.         Ob die Röcke rechts gewickelt
oder hintenrum gezwickelt
reichen runter bis zum Schuh,
oder ob mit nacktem Rücken
uns Sopran und Alt entzücken:
Die Musik tut nichts dazu.

7.         Langsam wird es problematisch,
denn die Frau’n sind so sympathisch,
steh’n mit uns auf du und du.
Ob die Blusen richtig färben
oder ihren Teint verderben:
Die Musik tut nichts dazu.

8.         Aber ob wir rote Fliegen,
oder Lederschlipse kriegen,
weiße Nelke noch dazu.
Ganz egal in welcher Weste,
die Musik ist doch das Beste:
nun ist Schluss wir geben Ruh.